Künstler*Innen

Alkadhi, Rheim

Port of Benghazi, Libya, 1974
(c) Rheim Alkadhi; Foto: Ann Bragdon

Das interdisziplinäre Werk der Künstlerin Rheim
Alkadhi (1973) eröffnet auf bemerkenswert poetische Art diverse Sichtweisen über Geschlecht, Intimität, Migration und Grenzen. Ihre Arbeiten sind von der fortlaufenden Suche nach einer Sprache, diese Themenkomplexe zu beschreiben, gekennzeichnet. Eindringlich hinterfragt sie anhand direkter Objektbezüge Kreisläufe der Ungerechtigkeit, die Produktion und Reproduktion prekärer Lebenszustände durch Mechanismen der Ausgrenzung und Ausbeutung und gibt Einblicke in komplexe Biografien, die einem übergeordneten, oft fadenscheinigen und menschenverachtenden System unterliegen.
Geprägt von flüchtigen Bedingungen, bewegt sie sich kontinuierlich zwischen wechselnden
sozialen und kulturellen Mechanismen, um bekannte Sehgewohnheiten aufzuschlüsseln und kritischen Fragestellungen Raum zu geben. Wo kommen wir her? Wie kommen wir woanders an? Wie passen wir in das uns Fremde hinein?
Ihre Werke, ein Zusammenschluss vieler einzelner Details, dienen als Hinweise und gleichermaßen als Inventar prägnanter Fakten. In der Arbeit Arrival Points (2021) liegen Stoffreste neben Autoreifen, Schwimmhilfen, einem Essbesteck sowie einer Plastikflasche, deren flüssige Opazität des Urins von vielen Stunden auf See zeugt. Das Gefundene zeichnet Spuren von Kapitalismus, Flucht und vorübergehendem Ankommen nach. Es entsteht eine Sammlung von Objekten des Überlebens. Der Arbeit liegt die Ermittlung von EU-Grenzverbrechen zu Land und zu Wasser gegen Migrant*innen entlang der Küste von Lesbos zugrunde. In diesem Sinne können sowohl der Film Arrival Points als auch die materielle Intervention Call for Immediate Reparations from the Waves of Our Mass Migration (2022), eine eigens für die Fellbacher Triennale konzipierte Arbeit, als kritische Interventionen verstanden werden.
Aus einer politischen Notwendigkeit heraus
fordert die Künstlerin Rheim Alkadhi auf, ihrem intimen Blick zu folgen, hinzuschauen, wahrzunehmen und zu verstehen, um ein kontextuelles Bewusstsein zu erlangen und Fragen nach Verantwortung und Eigentum uneingeschränkt zu verhandeln.

Text: Gloria Aino Grzywatz

Das interdisziplinäre Werk der Künstlerin Rheim
Alkadhi (1973) eröffnet auf bemerkenswert poetische Art diverse Sichtweisen über Geschlecht, Intimität, Migration und Grenzen. Ihre Arbeiten sind von der fortlaufenden Suche nach einer Sprache, diese Themenkomplexe zu beschreiben, gekennzeichnet. Eindringlich hinterfragt sie anhand direkter Objektbezüge Kreisläufe der Ungerechtigkeit, die Produktion und Reproduktion prekärer Lebenszustände durch Mechanismen der Ausgrenzung und Ausbeutung und gibt Einblicke in komplexe Biografien, die einem übergeordneten, oft fadenscheinigen und menschenverachtenden System unterliegen.
Geprägt von flüchtigen Bedingungen, bewegt sie sich kontinuierlich zwischen wechselnden
sozialen und kulturellen Mechanismen, um bekannte Sehgewohnheiten aufzuschlüsseln und kritischen Fragestellungen Raum zu geben. Wo kommen wir her? Wie kommen wir woanders an? Wie passen wir in das uns Fremde hinein?
Ihre Werke, ein Zusammenschluss vieler einzelner Details, dienen als Hinweise und gleichermaßen als Inventar prägnanter Fakten. In der Arbeit Arrival Points (2021) liegen Stoffreste neben Autoreifen, Schwimmhilfen, einem Essbesteck sowie einer Plastikflasche, deren flüssige Opazität des Urins von vielen Stunden auf See zeugt. Das Gefundene zeichnet Spuren von Kapitalismus, Flucht und vorübergehendem Ankommen nach. Es entsteht eine Sammlung von Objekten des Überlebens. Der Arbeit liegt die Ermittlung von EU-Grenzverbrechen zu Land und zu Wasser gegen Migrant*innen entlang der Küste von Lesbos zugrunde. In diesem Sinne können sowohl der Film Arrival Points als auch die materielle Intervention Call for Immediate Reparations from the Waves of Our Mass Migration (2022), eine eigens für die Fellbacher Triennale konzipierte Arbeit, als kritische Interventionen verstanden werden.
Aus einer politischen Notwendigkeit heraus
fordert die Künstlerin Rheim Alkadhi auf, ihrem intimen Blick zu folgen, hinzuschauen, wahrzunehmen und zu verstehen, um ein kontextuelles Bewusstsein zu erlangen und Fragen nach Verantwortung und Eigentum uneingeschränkt zu verhandeln.

Text: Gloria Aino Grzywatz

Port of Benghazi, Libya, 1974
(c) Rheim Alkadhi; Foto: Ann Bragdon