Künstler*Innen

Demir, George

Keeping Up With Corç, George, Corç/George?, 2019
(c) George Demir; Foto: George Demir

George Demirs Werk Iconoclasm – Iconodulism (2016) besteht aus drei vergoldeten Objekten aus dem Besitz des Künstlers, die für ihn von großer Bedeutung sind. Obwohl sie allesamt der alltäglichen Lebenswelt entstammen, bezeichnet er sie als Idol, Fetisch oder Totem – also als Objekte, von denen eine Wirkmacht ausgeht, der sich der* die von ihr Ergriffene nicht entziehen kann. Demir macht diese Verehrung visuell erfahrbar, indem er die Objekte in einem langwierigen Prozess mit Goldschichten überzieht. Mit diesem Akt nimmt er Bezug auf die in buddhistischen und hinduistischen Kulturkreisen verbreitete Praxis, Standbilder von religiöser Bedeutung mit Blattgold zu bestücken. Durch die zahllosen Goldschichten verändern die Objekte ihre ursprüngliche Form. George Demir erkennt in der Vergoldung eines Objekts bis zur Unkenntlichkeit eine Variation des Ikonoklasmus, die im Gegensatz zur feindlichen Gesinnung der „Bilderstürmer“ aus Verehrung resultiert.
Auch die Installation Keeping Up With Corç, George, Corç/George (2019) thematisiert die Wirkmacht, die scheinbar alltägliche Dinge entwickeln können und deren Bedeutung im Sozialen liegt. Das Werk besteht aus einem schrankartigen Display, an dem George Demir verschiedene Kleidungsstücke und Einrichtungsgegenstände angebracht hat, die sinnbildlich für seinen Übergang von einem migrantisch geprägten Arbeitermilieu in eine privilegierte, vorwiegend weiße Kunstwelt stehen. Formal durch das Prinzip der Reihung und der Collage organisiert, verweist die Arbeit auf die graduellen Veränderungen, die der Künstler in seinem Transformationsprozess durchlief. Trotzdem handelt es sich bei der Arbeit nicht um die Affirmation eines vermeintlich geglückten „Aufstiegs“. Vielmehr erzählt sie von den Grenzen, die soziale Gruppen durch ihren jeweiligen Habitus um sich ziehen, und dass der Versuch, diese zu überwinden nicht ohne Reibungsverluste zu bewältigen ist. So legte George Demir als Künstler seinen Geburtsnamen Corç ab, um eine Mehrheitsgesellschaft passieren zu können, die durch die falsche Betonung seines Namens permanent eine Unterscheidung zwischen sich und ihm reproduziert. Das titelgebende Verb „Keeping Up With“ nimmt Bezug auf die Reality-TV-Serie Keeping Up With the Kardashians, die das glamouröse Leben der Celebrity-Familie dokumentiert. George Demir nutzt die semantische Bandbreite des Wortes als zynischen Kommentar: In seinem Fall wird „Keeping Up“ zum Versuch, Schritt zu halten.

Text: Sebastian Schneider

George Demirs Werk Iconoclasm – Iconodulism (2016) besteht aus drei vergoldeten Objekten aus dem Besitz des Künstlers, die für ihn von großer Bedeutung sind. Obwohl sie allesamt der alltäglichen Lebenswelt entstammen, bezeichnet er sie als Idol, Fetisch oder Totem – also als Objekte, von denen eine Wirkmacht ausgeht, der sich der* die von ihr Ergriffene nicht entziehen kann. Demir macht diese Verehrung visuell erfahrbar, indem er die Objekte in einem langwierigen Prozess mit Goldschichten überzieht. Mit diesem Akt nimmt er Bezug auf die in buddhistischen und hinduistischen Kulturkreisen verbreitete Praxis, Standbilder von religiöser Bedeutung mit Blattgold zu bestücken. Durch die zahllosen Goldschichten verändern die Objekte ihre ursprüngliche Form. George Demir erkennt in der Vergoldung eines Objekts bis zur Unkenntlichkeit eine Variation des Ikonoklasmus, die im Gegensatz zur feindlichen Gesinnung der „Bilderstürmer“ aus Verehrung resultiert.
Auch die Installation Keeping Up With Corç, George, Corç/George (2019) thematisiert die Wirkmacht, die scheinbar alltägliche Dinge entwickeln können und deren Bedeutung im Sozialen liegt. Das Werk besteht aus einem schrankartigen Display, an dem George Demir verschiedene Kleidungsstücke und Einrichtungsgegenstände angebracht hat, die sinnbildlich für seinen Übergang von einem migrantisch geprägten Arbeitermilieu in eine privilegierte, vorwiegend weiße Kunstwelt stehen. Formal durch das Prinzip der Reihung und der Collage organisiert, verweist die Arbeit auf die graduellen Veränderungen, die der Künstler in seinem Transformationsprozess durchlief. Trotzdem handelt es sich bei der Arbeit nicht um die Affirmation eines vermeintlich geglückten „Aufstiegs“. Vielmehr erzählt sie von den Grenzen, die soziale Gruppen durch ihren jeweiligen Habitus um sich ziehen, und dass der Versuch, diese zu überwinden nicht ohne Reibungsverluste zu bewältigen ist. So legte George Demir als Künstler seinen Geburtsnamen Corç ab, um eine Mehrheitsgesellschaft passieren zu können, die durch die falsche Betonung seines Namens permanent eine Unterscheidung zwischen sich und ihm reproduziert. Das titelgebende Verb „Keeping Up With“ nimmt Bezug auf die Reality-TV-Serie Keeping Up With the Kardashians, die das glamouröse Leben der Celebrity-Familie dokumentiert. George Demir nutzt die semantische Bandbreite des Wortes als zynischen Kommentar: In seinem Fall wird „Keeping Up“ zum Versuch, Schritt zu halten.

Text: Sebastian Schneider

Keeping Up With Corç, George, Corç/George?, 2019
(c) George Demir; Foto: George Demir