Majewski, Antje
Mandu Yenu, 2019
Courtesy: Antje Majewski; (c) Antje Majewski/VG Bild-Kunst, Bonn; Foto: Jens Ziehe, Berlin
Mit ihrer Installation Le Trône (Der Thron, 2019) leistet die weiße(1) deutsche Künstlerin Antje Majewski einen kritischen und künstlerischen Beitrag zur gegenwärtigen Debatte um die Frage nach der Restitution von Artefakten, die während der Kolonialzeit nach Deutschland gebracht wurden. Dabei umfasst das Werk neben einem Gemälde aus Öl und Acryl auf Leinwand, das den seitenverkehrten Thron Ibrahim Njoyas zeigt, einen Film, in dem Interviews mit dem rechtmäßigen Erben des Throns, Sultan Ibrahim Mbombo Njoya, und Kulturschaffenden geführt werden.
Das Ölgemälde entstand auf der Grundlage eines Pressefotos der Staatlichen Museen zu Berlin, das seinerseits den gespiegelten Thron zeigt. So macht das Kunstwerk, das dazu bestimmt ist, im Palastmuseum in Foumban, Kamerun, ausgestellt zu werden, die Abwesenheit des Originals am Ort seiner Entstehung in eindrucksvoller Weise deutlich. Die Zweidimensionalität der Malerei, die absichtsvoll realitätsnah ist, erscheint wie eine stille Klage gegenüber einem Umgang mit Raubkunst, der all die Lebendigkeit aus den gewaltvoll erbeuteten Objekten saugt.
Mit den im Film gezeigten Interviews – es sprechen etwa der Großenkel des Sultans Ibrahim Njoya, El Hadj Sultan Ibrahim Mbombo Njoya und Nji Oumarou Nchare, der Direktor des Palastmuseums in Foumban – wird die Reflexion, die das Gemälde beginnt, vertieft: Was ist der Thron? Ein
Ausstellungsstück? Ein bedeutendes künstlerisches Monument der Bamun? Oder eine Verkörperung von Energien, von sakraler Macht? Wie kann eine Auseinandersetzung mit dem Thron und seiner Rückforderung jenseits europäischer Rechtsvorstellungen aussehen?
Zuletzt ist die Benennung von Majewskis sozialer Position im Gewebe kolonialer Macht, die bis heute fortwirkt, bedeutsam: Sie nähert sich in ihrem Werk zu gleichen Teilen vorsichtig und fragend einem Wissenssystem an, das ihre gesellschaftlich machtvolle Position, weiß-Sein, überhaupt erst schuf. Ihre Position ist unweigerlich Teil ihres Werks: Denn das Werk mitsamt einer Diskussion darum ist Teil des noch immer bestehenden kolonialen Machtgefälles.
(1) „Dieser Begriff ist keine Selbstbezeichnung, sondern eine Beschreibung einer Realität von Menschen, die keinen Rassismus erfahren. weiß wird klein und kursiv geschrieben und zeigt Privilegien auf, welche oftmals als solche nicht benannt werden. Beim Begriff geht es also nicht um Hautschattierungen, sondern um die Sichtbarmachung von verschiedenen Zugängen zu gesellschaftlichen Ressourcen.“ „Weiß,“ Critical Diversity Blog, Berlin University of the Arts, s.v., https://criticaldiversity.udk-berlin.de/glossar/weiss/.
Text: Josephine Apraku
Mit ihrer Installation Le Trône (Der Thron, 2019) leistet die weiße(1) deutsche Künstlerin Antje Majewski einen kritischen und künstlerischen Beitrag zur gegenwärtigen Debatte um die Frage nach der Restitution von Artefakten, die während der Kolonialzeit nach Deutschland gebracht wurden. Dabei umfasst das Werk neben einem Gemälde aus Öl und Acryl auf Leinwand, das den seitenverkehrten Thron Ibrahim Njoyas zeigt, einen Film, in dem Interviews mit dem rechtmäßigen Erben des Throns, Sultan Ibrahim Mbombo Njoya, und Kulturschaffenden geführt werden.
Das Ölgemälde entstand auf der Grundlage eines Pressefotos der Staatlichen Museen zu Berlin, das seinerseits den gespiegelten Thron zeigt. So macht das Kunstwerk, das dazu bestimmt ist, im Palastmuseum in Foumban, Kamerun, ausgestellt zu werden, die Abwesenheit des Originals am Ort seiner Entstehung in eindrucksvoller Weise deutlich. Die Zweidimensionalität der Malerei, die absichtsvoll realitätsnah ist, erscheint wie eine stille Klage gegenüber einem Umgang mit Raubkunst, der all die Lebendigkeit aus den gewaltvoll erbeuteten Objekten saugt.
Mit den im Film gezeigten Interviews – es sprechen etwa der Großenkel des Sultans Ibrahim Njoya, El Hadj Sultan Ibrahim Mbombo Njoya und Nji Oumarou Nchare, der Direktor des Palastmuseums in Foumban – wird die Reflexion, die das Gemälde beginnt, vertieft: Was ist der Thron? Ein
Ausstellungsstück? Ein bedeutendes künstlerisches Monument der Bamun? Oder eine Verkörperung von Energien, von sakraler Macht? Wie kann eine Auseinandersetzung mit dem Thron und seiner Rückforderung jenseits europäischer Rechtsvorstellungen aussehen?
Zuletzt ist die Benennung von Majewskis sozialer Position im Gewebe kolonialer Macht, die bis heute fortwirkt, bedeutsam: Sie nähert sich in ihrem Werk zu gleichen Teilen vorsichtig und fragend einem Wissenssystem an, das ihre gesellschaftlich machtvolle Position, weiß-Sein, überhaupt erst schuf. Ihre Position ist unweigerlich Teil ihres Werks: Denn das Werk mitsamt einer Diskussion darum ist Teil des noch immer bestehenden kolonialen Machtgefälles.
(1) „Dieser Begriff ist keine Selbstbezeichnung, sondern eine Beschreibung einer Realität von Menschen, die keinen Rassismus erfahren. weiß wird klein und kursiv geschrieben und zeigt Privilegien auf, welche oftmals als solche nicht benannt werden. Beim Begriff geht es also nicht um Hautschattierungen, sondern um die Sichtbarmachung von verschiedenen Zugängen zu gesellschaftlichen Ressourcen.“ „Weiß,“ Critical Diversity Blog, Berlin University of the Arts, s.v., https://criticaldiversity.udk-berlin.de/glossar/weiss/.
Text: Josephine Apraku