Künstler*Innen

Vert, Viron Erol

David Soppressata, 2018
Courtesy: Viron Erol Vert, Foto: OKNO Studios

Viron Erol Verts Arbeiten Venus Mortadella und David Soppressata sind während eines mehrmonatigen Aufenthalts als Preisträger in der Kultureinrichtung Villa Romana in Florenz entstanden. Die Hauptstadt der Toskana, deren Wirtschaft weitgehend von Tourismus, Weinanbau, Kunsthandwerk und Olivenölproduktion bestimmt wird, wird auch als „Wiege der Renaissance“ bezeichnet. Mit seiner reichen Geschichte, dem international renommierten Museum Galleria degli Uffizi (Uffizien) und einer historischen Altstadt, die als UNESCO Weltkulturerbe ausgezeichnet wurde, ist das zeitgenössische Florenz intensiv mit der Verwaltung und Vermarktung seines kulturellen Erbes beschäftigt – einem Erbe, das vor allen Dingen für eine westliche Kunstgeschichtsschreibung von Bedeutung ist.
In Impruneta, einer Gemeinde im Florentiner Umland, hat Vert Material und Inspiration für die Motive seiner Arbeiten gefunden. Einer langen Tradition folgend werden dort aus regionalen Tonvorkommen Terrakottaprodukte hergestellt, die sich durch ihre Frostfestigkeit und eine charakteristische Farbschattierung auszeichnen. Venus Mortadella und David Soppressata bestehen aus einem Materialmix aus unterschiedlich pigmentiertem Marmorstaub, dazu verschiedenartigen Marmorstücken und verbindendem Fliesenkleber. Die Außenformen sind Readymade-Objekte und Repliken von klassischen florentinischen Renaissance-Terrakotta-Skulpturen, wie sie in Impruneta vielfach zum Verkauf angeboten werden.
Abweichend von regulären Terrakotta-Repliken, die gerne im Außenraum dekorativ aufgestellt oder von Toskana-LiebhaberInnen aus dem Urlaub mitgebracht werden, hat Vert seine Skulpturen in Scheiben geschnitten und horizontal ausgelegt. Auf den Innenseiten sind Muster zu erkennen, die von italienischen Wurstspezialitäten, namentlich der Mortadella und Presssack-ähnlichen Soppressata, inspiriert sind. Mit dieser humorvollen Wendung lässt Vert die Figuren des David aus dem Alten Testament und die der Venus, als römische Göttin der Liebe, erneut zu Fleisch werden. Beide Figuren haben in der europäischen Kunstgeschichte seit der Antike – und insbesondere in der Renaissance als einer Epoche der Rückbesinnung auf die Antike – unendliche Wiederholung erfahren. Verts zeitgenössische Interpretation in hybrider Verbindung mit landestypischen Wurstwaren als wichtige kulinarische Kulturgüter Italiens thematisiert eine gängige Verwertungslogik und befragt die grundsätzliche Exportfähigkeit von kultureller Identität und damit verbundene Techniken und Motive.

Text: Lena Reisner

Viron Erol Verts Arbeiten Venus Mortadella und David Soppressata sind während eines mehrmonatigen Aufenthalts als Preisträger in der Kultureinrichtung Villa Romana in Florenz entstanden. Die Hauptstadt der Toskana, deren Wirtschaft weitgehend von Tourismus, Weinanbau, Kunsthandwerk und Olivenölproduktion bestimmt wird, wird auch als „Wiege der Renaissance“ bezeichnet. Mit seiner reichen Geschichte, dem international renommierten Museum Galleria degli Uffizi (Uffizien) und einer historischen Altstadt, die als UNESCO Weltkulturerbe ausgezeichnet wurde, ist das zeitgenössische Florenz intensiv mit der Verwaltung und Vermarktung seines kulturellen Erbes beschäftigt – einem Erbe, das vor allen Dingen für eine westliche Kunstgeschichtsschreibung von Bedeutung ist.
In Impruneta, einer Gemeinde im Florentiner Umland, hat Vert Material und Inspiration für die Motive seiner Arbeiten gefunden. Einer langen Tradition folgend werden dort aus regionalen Tonvorkommen Terrakottaprodukte hergestellt, die sich durch ihre Frostfestigkeit und eine charakteristische Farbschattierung auszeichnen. Venus Mortadella und David Soppressata bestehen aus einem Materialmix aus unterschiedlich pigmentiertem Marmorstaub, dazu verschiedenartigen Marmorstücken und verbindendem Fliesenkleber. Die Außenformen sind Readymade-Objekte und Repliken von klassischen florentinischen Renaissance-Terrakotta-Skulpturen, wie sie in Impruneta vielfach zum Verkauf angeboten werden.
Abweichend von regulären Terrakotta-Repliken, die gerne im Außenraum dekorativ aufgestellt oder von Toskana-LiebhaberInnen aus dem Urlaub mitgebracht werden, hat Vert seine Skulpturen in Scheiben geschnitten und horizontal ausgelegt. Auf den Innenseiten sind Muster zu erkennen, die von italienischen Wurstspezialitäten, namentlich der Mortadella und Presssack-ähnlichen Soppressata, inspiriert sind. Mit dieser humorvollen Wendung lässt Vert die Figuren des David aus dem Alten Testament und die der Venus, als römische Göttin der Liebe, erneut zu Fleisch werden. Beide Figuren haben in der europäischen Kunstgeschichte seit der Antike – und insbesondere in der Renaissance als einer Epoche der Rückbesinnung auf die Antike – unendliche Wiederholung erfahren. Verts zeitgenössische Interpretation in hybrider Verbindung mit landestypischen Wurstwaren als wichtige kulinarische Kulturgüter Italiens thematisiert eine gängige Verwertungslogik und befragt die grundsätzliche Exportfähigkeit von kultureller Identität und damit verbundene Techniken und Motive.

Text: Lena Reisner

David Soppressata, 2018
Courtesy: Viron Erol Vert, Foto: OKNO Studios