Über die Triennale

Konzeption

Die 15. Ausgabe der Triennale Kleinplastik Fellbach beschäftigte sich mit der Lebendigkeit der Dinge.

Dinge, auch künstlerische Objekte sind in soziale und gesellschaftliche Kontexte eingebunden. Objekte sind lebendig, sie vibrieren und erzeugen Resonanz. Gehen sie auf Reisen, verschieben sich ihre Bedeutungen und Werte. Sie besitzen eine Aufladung, die sich verändern und gar verschwinden kann.

Unter dem Titel Die Vibration der Dinge warf Elke aus dem Moore fundamentale Fragen unserer Gegenwart auf – Fragen, die zentral sind für unser Zusammenleben auf diesem Planeten. Ausgehend von einer Lebendigkeit der Materie und somit auch einer Wirkmacht von Objekten, wurden künstlerische Positionen vorgestellt, die sich mit gesellschaftlich hochaktuellen Fragen nach Eigentum, Verflechtung, Restitution und Verantwortung beschäftigen.

Liegt in Objekten eine andere Form von Wirklichkeit oder Wahrheit? Welche sozialen Funktionen und Bedeutungen haben Objekte? Was veranlasst uns Menschen dazu, etwas beherrschen oder besitzen zu wollen? Die Auffassung, dass Objekte eine Wirkkraft haben, verändert Beziehungen auf grundlegende Weise. Vor allem vor dem Hintergrund einer forcierten Migration der Objekte, durch Krieg und Raub, oder anderen Überführungen in neue soziale Kontexte wird deutlich, dass Beziehungen zwischen verschiedenen Menschen, aber auch ihren Objekten unterbrochen wurden. Die gegenwärtige Auseinandersetzung um Restitution verdeutlicht, dass die Wiederherstellung dieser Beziehungen dringend notwendig ist. Dazu gehört über die Rückgabe der Güter hinaus die Anerkennung anderer, auch nicht-kognitiver Wissenssysteme. Erst so können Beziehungen wieder hergestellt werden, die durch Kolonialismus, Imperialismus und Kapitalismus auseinander getrieben wurden und werden.

Kulturelle Institutionen und Ereignisse wie die Triennale Kleinplastik Fellbach tragen eine besondere Verantwortung, denn sie stellen Räume zur Verfügung, in denen Resonanzerfahrungen gemacht werden können. Welche Formen der Rezeption sind notwendig, um Objekte in ihrer Komplexität und Lebendigkeit wahrnehmen zu können? Wie entstehen Beziehungen und Erfahrungen durch Kunstobjekte? Wie verändern sich Kunstobjekte durch ihre Migration?

Geschichte der Triennale

Als Forum zeitgenössischer Skulptur im kleinen Format wurde die Triennale 1980 in Fellbach ins Leben gerufen. Die Triennale Kleinplastik präsentiert im Turnus von drei Jahren auf 3000 qm Fläche zeitgenössische Skulpturen internationaler KünstlerInnen.
Die zugrundeliegende Idee, unter dem verbindenden und verbindlichen Überbegriff der Kleinplastik stets wechselnde, angesehene Kuratoren mit weitestgehender Freiheit hinsichtlich Konzept und Künstlerauswahl zu verpflichten, gewährleistet die Innovationskraft und Einzigartigkeit jeder einzelnen Triennale. Die Ausstellung ist kompromisslos dem aktuellen Kunstdiskurs verpflichtet. Die Erfolgsgeschichte der Triennale wurde dabei maßgeblich von deren künstlerischen Leitern geschrieben. Während für die Triennalen 1–7 geografische und geopolitische Prämissen vorgegeben waren, haben sich die Verantwortlichen seit 2001 – im Zeichen einer Globalisierung der Kunst – für eine konzeptionelle Öffnung entschieden, wodurch ästhetische, kunsthistorische und soziologische Fragen in den Vordergrund rückten. Die Internationalität der ausgestellten Künstler blieb gleichwohl Richtschnur – ebenso eine nicht dogmatisch verstandene Fokussierung auf Skulptur im kleineren Format.

Kunst besitzt für den Einzelnen wie auch für die Gemeinschaft eine identitätsstiftende Funktion. Seit ihrer Gründung im Jahr 1980 durch den damaligen Oberbürgermeister Friedrich-Wilhelm Kiel ist die Triennale Kleinplastik zu einem Markenzeichen der Stadt Fellbach geworden. Von allen kommunalen Ebenen mitgetragen, liegt das organisatorische Zentrum der Triennale im hiesigen Kulturamt.

Die Triennale verdankt ihren internationalen Ruf der kompromisslosen Aktualität der ausgestellten Kunst, der Risikobereitschaft der Veranstalter und der hohen Qualifikation der jeweiligen künstlerischen Leiter.

Zunächst galt es, eine Bestandsaufnahme der zeitgenössischen Kleinplastik in Deutschland zu machen, um eine Basis für die künftigen Triennalen zu schaffen. Die künstlerische Leitung der 1. Triennale 1980 hatte Heinz Fuchs, Direktor der Städtischen Kunsthalle Mannheim.
Die 2. Triennale 1983, wiederum von Heinz Fuchs kuratiert, griff den Ost-West-Dialog auf, um eine friedliche Annäherung der feindlichen Lager über den kulturellen Austausch zu ermöglichen. Sie stellte Kleinplastiken aus der Bundesrepublik Deutschland, den Niederlanden und Polen vor. Die 3. Triennale 1986 vertiefte den Ost-West-Dialog. Partner waren Frankreich und Ungarn. Die Leitung hatte Manfred Schneckenburger, Köln. Die 4. Triennale 1989 (BRD, DDR, Schweiz und Österreich), die von Christoph Brockhaus (Leiter des Wilhelm-Lehmbruck-Museums, Duisburg) gestaltet wurde, schloss diesen Themenkomplex ab.
Die 5. Triennale 1992 nahm den 500. Jahrestag der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus zum Anlass, sich mit der Kunst Lateinamerikas, Spaniens und Italiens zu beschäftigen. Kurator war wiederum Christoph Brockhaus.
Das Phänomen des „nomadisierenden“ Künstlers, der nach dem Zusammenbruch des Ostblocks unabhängig von seiner Herkunft in den verschiedensten Ländern und Kunstzentren produktiv ist, veranlasste die Verantwortlichen zur Aufgabe des Länderprinzips. Bei der von Lóránd Hegyi (Wien) kuratierten 6. Triennale 1995 begegnete Europa Ostasien. Die Darstellung der zeitgenössischen Kunstströmungen einzelner Kontinente setzte die 7. Triennale 1998 fort. Neben Europa war diesmal Afrika vertreten. Künstlerischer Leiter war Werner Meyer, Direktor der Kunsthalle Göppingen.
Anlässlich des Jahrtausendwechsels konzipierte Thomas Deecke, Direktor des Neuen Museums Weserburg in Bremen,
die 8. Triennale 2001 als retrospektive Bestandsaufnahme. Es war die erste Triennale in der Alten Kelter.
Jean-Christophe Ammann, ehemals Direktor des Museums für Moderne Kunst in Frankfurt, stellte die 9. Triennale 2004 unter das Motto „Ich will, dass du mir glaubst!“ und befragte unter einer dezidiert subjektiven Perspektive die zeitgenössische Kunst auf ihre Glaubwürdigkeit. Sein zentrales Anliegen war, den Raum so zu nutzen, dass die Kunstwerke mit den Betrachtern und miteinander zu sprechen begannen.
„Bodycheck“ war der Titel, den Matthias Winzen für die 10. Triennale 2007 gewählt hat. Untersucht wurden die spezifischen Möglichkeiten der Skulptur im gegenwärtigen Kunstdiskurs. Die Umkehrung von Größenverhältnissen, das kleine Format sind in der bildenden Kunst und Literatur seit jeher Mittel der Verfremdung.
Ulrike Groos und Heike van den Valentyn untersuchten bei der 11. Triennale 2010 unter dem Titel „LARGER THAN LIFE - STRANGER THAN FICTION“ das Phänomen der Miniaturisierung in der Kunst.
„Utopie beginnt im Kleinen“ war das Thema der 12. Triennale 2013 unter dem Kuratorenteam Yilmaz Dziewior (Kunstmuseum Bregenz) und Angelika Nollert (Neues Museum.Staatliches Museum für Kunst und Design in Nürnberg). Der kleine Maßstab wurde wieder ins Zentrum des Interesses gerückt.
Die 13. Triennale 2016 mit dem Titel „FOOD - Ökologien des Alltags“, kuratiert von Susanne Gaensheimer und Anna Goetz, untersuchte mit Fokus auf das kleine skulpturale Format, wie die Gegenwartskunst die Themen Essen, Ernährung und andere ökologische Wechselbeziehungen eigenständig und vieldeutig reflektiert.
Die 14. Triennale 2019 mit dem Titel "40.000 - ein Museum der Neugier" wurde von Brigitte Franzen, Vorstand kuratiert. Menschen waren seit der Frühzeit bildnerisch tätig. Die zentrale archäologische Fundstelle des rund 40 000 Jahre alten Löwenmenschen im Lonetal auf der Schwäbischen Alb, gut 80 Kilometer von Fellbach entfernt, ist Beleg dafür. Von derartigen Befunden ausgehend, plädierte die Ausstellung für eine vielstimmige, modellhafte und anthropologische Sicht auch auf die gegenwärtige Kunst.

Preisverleihungen

Der Triennale-Preis, gegenwärtig dotiert mit 7.500 €, wird bei der Finissage der Ausstellung vom Triennale-Kuratorium verliehen.
Der Besucherpreis, dotiert mit 3.000 €, wird durch Abstimmung der Ausstellungsbesucher mittels Stimmkarten ermittelt. Er wird vom Verein der Freunde der Triennale gestiftet.
LETTER Stiftung Köln vergibt anlässlich der Triennale seit 10 Jahren den Ludwig Gies-Preis für Kleinplastik in Erinnerung an den Bildhauer und Medailleur Ludwig Gies (1887–1966). Der Preis besteht aus finanziellen
Zuwendungen und Ankäufen von Kunstwerken.

Kataloge

NACHSCHLAGEWERKE ZUR
ZEITGENÖSSISCHEN KUNST
Die bislang erschienenen Triennale-Kataloge stellen wertvolle Nachschlagewerke zur zeitgenössischen Kunst dar.
Sie sind zu beziehen bei:
Stadt Fellbach – Kulturamt
Marktplatz 1
70734 Fellbach
Telefon: 0711/58 51-364
Telefax: 0711/58 51-119
E-Mail: kulturamt@fellbach.de

Kuratorium

Oberbürgermeisterin Gabriele Zull (Vorsitzende)
Ulrike Bärlin
Prof. Dr. Christoph Brockhaus
Dr. Yilmaz Dziewior
Nikolai Forstbauer
Dr. Brigitte Franzen
Dr. Susanne Gaensheimer
Dr. Ulrike Groos
Maja Heidenreich
Prof. Dr. Thomas Knubben
Alice Koegel
Prof. Dr. Hubert Locher
Bernd Georg Milla
Elke aus dem Moore
Oberbürgermeister a. D. Christoph Palm
Dr. Heribert Sautter
Heike van den Valentyn

Vertreter des Vereins der Freunde der Triennale im Kuratorium

Siegfried Bihler
Angelika Fellmer
Christa Linsenmaier-Wolf
Paul Rothwein
Joachim Volmer
Claude Wall
Karlheinz Weckerle

Gemeinderätliche Mitglieder im Kuratorium

Tina Hämmerle (FW/FD)
Uli Kuhnle (Die Grünen)
Ulrich Lenk (FW/FD)
Andreas Möhlmann (SPD)
Peter Schwarzkopf (FW/FD)
Hans-Ulrich Spieth (CDU)
Erich Theile (CDU)
Beate Wörner (Die Grünen)